Geheimnisvolle Orte:
Der Kurfürstendamm

Boulevard mit Geschichte

Buch und Regie Ute Bönnen und Gerald Endres
Kamera Jesse Mazuch
Thomas Walther
Schnitt Christopher Kaps
Redaktion Rolf Bergmann, rbb
Ulrike Gerster, rbb
Sabine Mieder, hr
Produktion Ute Bönnen - Gerald Endres
Filmproduktion
Erstaustrahlung 08.04.2019 in der ARD
Länge 45 min

Inhalt:

Noch heute will jeder Berlinbesucher einmal über den Kurfürstendamm bummeln, aber kaum jemand kennt die wechselvolle Geschichte dieser Straße. Geplant war sie als luxuriöses Wohngebiet, aber schon in den 20er Jahren wurde der Kurfürstendamm weltberühmt als Ort der Kultur, des Vergnügens und des Lasters. Hier war man modern, hier lebten viele Künstler, Schriftsteller und ein liberales Bürgertum. Die Konservativen verachteten den Boulevard als sittenverderbend und dekadent. Weil der Anteil der Bewohner mit jüdischer Abstammung am Kudamm sehr hoch war, hassten die Nazis den Kudamm ganz besonders intensiv. Immer wieder randalierten Nationalsozialisten auf der Straße und schlugen Menschen zusammen, die sie für Ausländer oder Juden hielten. Nach der Machtübergabe an die Nazis flohen viele Künstler und Intellektuelle die am Kurfürstendamm gewohnt hatten, später wurden die jüdischen noblen Firmen wie Kempinski oder Grünfeld arisiert.

Dann folgte die Deportierung und Ermordung der Juden, die nicht fliehen konnten oder wollten. Ihr Eigentum in den luxuriösen Wohnungen wurde in Versteigerungen an die so genannten "Volkgenossen" verschleudert.

Nach den Verwüstungen des Krieges erholte sich der Kurfürstendamm sehr schnell. Im Kalten Krieg wurde er als Schaufenster des Westens gebraucht. Er war Vorzeigemeile und Konsumparadies für die DDR-Bürger, heftig angegriffen von der Ost-Propaganda als Spionennest und wieder einmal als sittenverderbend und deka-dent diffamiert. Doch die Spione kamen hauptsächlich aus dem Osten. Tatsächlich gab es auch Prostitution und Kriminalität in dieser Großstadtstraße. Aber bis zum Mauerbau war der Kurfürstendamm auch das Zentrum der deutschen Mode, und später verlief kein Staatsbesuch in West-Berlin ohne Fahrt über den Prachtboulevard. Auf dem Kurfürstendamm wurden gleichzeitig alle Konflikte ausgetragen, die die westdeutsche Gesellschaft erschütterten, hier demonstrierte die APO, hier wurde Rudi Dutschke angeschossen.

Welche Faszination der Kurfürstendamm noch immer ausübt, wurde deutlich, als die Mauer fiel, denn wo zog es die meisten DDR-Bürger hin? Zum Kurfürstendamm.