1848 - Barrikaden in Berlin

- Dokumentation

Buch und Regie Ute Bönnen und Gerald Endres
Kamera Helmut Engelhardt
Schnitt Karin Ebmeyer
Redaktion Maria Heiderscheidt, Jürgen Tomm
Produktion SFB
Erstaustrahlung B1 1998
Länge 43 min (Schulfunkfassung 29 min)
Inhalt:

Die Revolution am 18. und 19. März in Berlin überraschte am meisten die Revolutionäre selbst. Meldungen von den erfolgreichen Aufständen in Paris und Wien und das Gefühl, es müsse sich etwas ändern, hatten die Berliner auf die Straße getrieben, das brutale Vorgehen der Soldaten löste die Kämpfe aus. Als das Militär an den Barrikaden gescheitert war und aus Berlin abzog, war die Verwirrung groß: Die demokratische Bewegung hatte sich unter den Bedingungen des Vormärz nicht entfalten können, die politischen Richtungen, Organisationen und Wortführer mußten sich erst noch herausbilden. Auf den Barrikaden hatten hauptsächlich Arbeiter und Handwerker gekämpft, das Wort führten Bürger. Viele wünschten sich die „Versöhnung“ mit dem Königshaus, eine konstitutionelle Monarchie und die Vereinigung Deutschlands unter der Führung der Hohenzollern.

Friedrich Wilhelm IV. schien diesen Wünschen zu folgen. Die Ehrung der Gefallenen und einen „nationaler Umritt“ des Königs mit schwarz-rot-goldener Schärpe sahen viele Bürger als Bestätigung eines neuen Verhältnisses zwischen dem Monarchen und dem Volk. Der König empfand die Vorgänge nur nur als Demütigungen und spielte auf Zeit. Das Militär kehrte nach Berlin zurück, im Bürgertum grassierte die Angst vor dem „Pöbel“, die alte Verwaltung funktionierte noch, und die politische Reaktion formierte sich wieder. Die Demokraten ließen sich mit Versprechungen auf umfassende Reformen hinhalten. Als die Revolution in Frankreich und Österreich niedergeschlagen war, fürchtete Friedrich Wilhelm die Demokraten nicht mehr. Soldaten marschierten in Berlin ein, über die Stadt wurde der Belagerungszustand verhängt. Die „Reformen“ wurden jetzt von oben diktiert, große Teile des Bürgerturma arrangierten sich während der nächsten hundert Jahre mit der preussischen Mischung aus Patriotismus und Obrigkeitsstaat.

Der Wechsel vom Untertan zum Bürger und zurück innerhalb weniger Monate war eine Zeit schneller Lernprozesse. Innerhalb von Wochen änderten sich Mentalitäten und politische Standpunkte. Karl August Varnhagen von Ense notierte am 25. März in seinem Tagebuch:

„Der Sieg der Volkssache überraschte die Sieger ebenso sehr wie die Besiegten. Doch wird der eine große Tag eine lange und tiefe Nachwirkung haben, die Freiheitsschule für die Deutschen ist eröffnet worden, und ehe sie wieder geschlossen wird, können sie viel lernen für die Zukunft.“


Literatur:

Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848;
eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution; Bonn: Dietz 1997 („Das“ Buch zu den Berliner Ereignissen)

Wolfgang J. Mommsen:1848 - Die ungewollte Revolution;
Frankfurt am Main: S.Fischer-Verlag 1998

Christof Dipper und Ute Speck (Hrsg): 1848 Revolution in Deutschland;
Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag 1998


Leider nur in Bibliotheken zu finden:

Karl August Varnhagen von Ense: Journal einer Revolution;
Tagesblätter 1848/49, ausgewählt von Hans Magnus Enzensberger; Nördlingen: Greno 1986

Adolf Wolff: Berliner Revolutions-Chronik;
Darstellung der Berliner Bewegungen im Jahre 1848; Berlin: Verlag von Gustav Hempel 1852

Manuskript des Films (←Klick)

Historischer Abriß der Ereignisse in Berlin
(vom Glasnost-Dokumentationszentrum)